«Man muss die Arbeit unter schwierigen Bedingungen mögen.»
Dr. Matthias Schweizer hat mehrjährige Erfahrung als Interim Manager. Im Interview spricht er über Herausforderungen, Eignung und Lösungsansätze.
Aufgezeichnet von Joël Charles Wuethrich
Herr Schweizer, warum werden Sie als Interim Manager engagiert?
Branchenspezifisches Wissen und Erfahrung, Integrität und Diskretion begünstigen über die Jahre ein Renommee, das zu Weiterempfehlungen führt.
Wie sind Sie Interim Manager geworden?
Mein organisatorisches Talent führten mich Anfang zwanzig für gut zehn Jahre in die Selbständigkeit. Danach folgten Festanstellungen in verschiedenen Funktionen, Branchen und Hierarchie-Stufen, insbesondere als langjähriger Dienstleister für Kantone und Gemeinden. Der Wechsel zurück in die Unabhängigkeit erfolgte durch die bessere Vereinbarkeit zwischen anspruchsvoller Führungstätigkeit und Familienleben.
Welche persönlichen Erfahrungen kommen Ihnen zugute?
Man muss die Zusammenarbeit mit Menschen unter schwierigen Bedingungen mögen. Diesbezüglich kommt mir meine praktischen Führungs- und Krisen-Erfahrungen auf verschiedenen Leitungsstufen zugute; Keine vorschnelle Beurteilung der Situation, schnell das Grosse und Ganze erfassen, sich von Anbiedern, Skeptikern und Argwöhnischen nicht beindrucken lassen. Dank der Digitalisierung kommt alles, was sich nicht durch Leistung rechtfertigt, unter Druck.
Womit zeichnet sich ein guter Interim Manager aus?
Der Einsatz eines Interim Managers bietet Vorteile und Chance zugleich, da er sich neutral und vorbehaltslos auf den Auftrag konzentrieren kann. Das Wissen und die Erfahrung «von aussen» sowie neue Impulse und Ideen ermöglichen einen breiteren Blickwinkel. Interim Management ist eine Animationsaufgabe. Ein wichtiger Bestandteil ist, einen gewissen Schwung und eine signifikante Dynamik in der Organisation zu erzeugen. Hilfreich ist ein breites praxisorientiertes und theoretisches Wissen aus möglichst vielen Branchen. Die Erfahrung in vergleichbaren Funktionen hilft. Ein Interim Manager muss das Gesamte überblicken und sich trotzdem für das Wohl des Einzelnen interessiert. Prägende Fähigkeiten sind Veränderungs- (Change) und Entwicklungskompetenz (Talent), die Motivation für Innovation und nachhaltige Leistung.
Ist Interim Management ein Zukunftsmodell?
Die Nachfrage nach temporären Führungskräften ist in den letzten Jahren gestiegen. Besonders die Überbrückung von (Führungs-)Vakanzen und Unterstützung im Aufbau neuer Geschäftsfelder, aber auch die Einbindung von Fachleuten bei Veränderungsprozessen oder im klassischen Projektmanagement. Dies eröffnet einigen Berufsgruppen neue berufliche Perspektiven. Wichtig dabei sind, dass man die Rahmenbedingungen kennt, wenn man seine Karriereplanung selbst in die Hand nimmt und seine Eignungsmerkmale kritisch betrachtet.
Deshalb geben Sie Ihre Erfahrungen nun weiter?
Wir bieten neu ein Mentoring-Programm
für Einzelpersonen an, um die Praxis des Interim Managements weiterzugeben. Es
ist eine Gelegenheit, um Grundlagen zu lernen und gemeinsam über Eignung und
Chancen nachzudenken. Die Teilnehmenden erhalten einen umfassenden Überblick, im
Rahmen einer ganzheitlichen und systematischen Sichtweise auf die Thematik. Es
werden relevanten Facetten der IM-Praxis beleuchtet und diskutiert. Im Zentrum
stehen nebst der Wissensvermittlung auch die persönliche Eignung, die
Auswirkungen auf das Umfeld (Familie usw.) sowie Chance und Risiken. Voraussetzung
ist die Bereitschaft, sich auf neue Perspektiven einzulassen, Anregungen und
Erkenntnisse selbstkritisch in die eigenen Präferenzen einzubauen.
Vielen Dank.
JoW
*Original-Printartikel