Risiken eines Führungsvakuums

Personalpolitische Herausforderungen im Spannungsfeld Mensch-Organisation-Ökonomie

Es kann jede Institution treffen: Schlüsselpersonen an zentralen Schnittstellen im Betrieb fallen aus oder verlassen die Institution. Das Organisieren eines geordneten Übergangs drängt sich auf. Ausschlaggebend für einen erfolgreichen Führungswechsel sind der Arbeitsmarkt, der Personal-Auswahl- bzw. Rekrutierungsprozess sowie die Weitsicht der Organisation. Nicht selten ist externe Unterstützung dabei hilfreich. Ein «Interim Manager» fungiert als Zwischen- bzw. Übergangslösung im Betrieb und begleitet den gesamten Prozess von der Rekrutierung bis zur Übergabe. So können Betriebs- und Kosten-Risiken minimiert und die Entwicklung nachhaltiger Lösungen initiiert werden.

Plötzlich ohne Führung

Trennungsgründe gibt es viele. Bspw. ist bei einer Pensionierung die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Betrieb, trotz vermeidlich guter Betriebsführung, nicht mehr zeitgemäss ausgerichtet ist. Langjährige Freundschaften begünstigen blindes Vertrauen, mangelnde Kontrolle und zementieren die Unternehmenskultur. Der Versuch, sich für Initiativen und Ideen zu öffnen, gehört nicht zwingend zu den Paradedisziplinen formaler Organisationen. Kommt es zu Widersprüchen mit bereits bestehenden Strukturen, liegt es am Resultat mikropolitischer Auseinandersetzungen um Führungsansprüche, ob eine Neuordnung gelingt. Denn Führung bleibt unverzichtbar.

Die Gerüchteküche brodelt

Risiken entstehen durch ein Führungsvakuum, das Unsicherheit in der Belegschaft, Grabenkämpfe oder Kompetenzgerangel auslösen kann. Ferner, wenn die Last der Überbrückung ungerecht verteilt wird und die Mitarbeitenden durch Zusatzaufgaben überfordert werden. Dann häufen sich Pendenzen, die Erfüllung des gesetzlichen Auftrags wird in Mitleidenschaft gezogen, die Verbindlichkeiten nicht eingehalten oder externen (oder internen) Partnern fehlen entscheidungs- bzw. weisungsbefugte Ansprechpersonen. Zu berücksichtigen ist, nebst den Konsequenzen eines Führungsvakuums, auch der zunehmende Fachkräftemangel. Organisatorische Lösungen, wie bspw. Stellvertreterregelungen, funktionieren in der Praxis oft ungenügend, da Wissen und Erfahrung ungleich verteilt sind.

Gefahr von Fehlentwicklungen

Die Folge sind Fehlentwicklungen wie Kostenüberschreitungen und Nichteinhaltung der (gesetzlichen) Standards. Demzufolge steigt der Druck auf das Aufsichtsgremium. Entscheidungen müssen nachträglich korrigiert werden und die Gefahr eines Reputationsschadens wächst. Eine nachhaltige Sicherung der angestrebten Veränderung ist nicht möglich. Unter diesen Aspekten wirken sich personelle, fachliche und technische Engpässe unmittelbar und evtl. drastisch auf den Betrieb bzw. die Finanzen aus.

Die Zwischenlösung

Die Phase zwischen dem Erkennen von Problemen und der Etablierung passender (Zwischen-)Lösungen ist geprägt durch hohe Unsicherheit. Uneinigkeit in der Ausrichtung, auch unverständliche Entscheide, führen zu schwindendem Rückhalt in der Belegschaft. Diese Unsicherheit über das richtige Handeln erzeugt unkonventionelle Führungsansprüche. Unter Zeitdruck fehlen die nötigen Management-Kompetenzen, die personellen Ressourcen, die erforderliche Infrastruktur oder das erforderliche Fach-Wissen. Der Einsatz eines Interim-Spezialisten dürfte sich in solchen Situationen positiv auswirken.

Sofortmassnahmen

Als erstes muss die Hierarchie-Lücke geschlossen werden, damit die interne und externe Kommunikation, gem. den jeweiligen Richtlinien, wieder fliesst. Prioritär werden je nach Ausgangslage das Tagesgeschäft bzw. der (gesetzliche) Auftrag sichergestellt sowie der Abbau von Pendenzen organisiert. Wenn nötig werden interne Regeln und Normen durchgesetzt, das Kader beraten, unterstützt und gestärkt. Nebst Personalmanagement und Controlling-Aufgaben gehören auch die Kontaktpflege mit Auftrag gebenden bzw. zuweisenden Stellen sowie die Funktion als Sparring-Partner für das Aufsichtsgremium dazu. Je nach Schwerpunkt können Entscheidungsgrundlagen erarbeitet oder eine Nachfolgeperson rekrutiert sowie eine geordnete Übergabe organisiert werden. Um die Nachhaltigkeit der Qualität sicherzustellen sind wiederkehrende Audits möglich.

Flexibilität und Vertrauen

Der Einsatz eines Interim Managers bietet Vorteile und Chance zugleich, da er sich neutral und vorbehaltslos auf den Auftrag konzentrieren kann. Das Wissen und die Erfahrung «von aussen» sowie neue Impulse ermöglichen einen breiteren Blickwinkel. Interim Management ist eine Animationsaufgabe, die man nicht einfach abarbeiten kann. Ein wichtiger Bestandteil ist, einen gewissen Schwung und eine signifikante Dynamik in der Organisation zu erzeugen. Weniger entscheidend ist, an welcher Stelle man zu managen beginnt, sondern dass eine Dynamik in der Organisation ausgelöst wird. Ein Interim Manager muss animieren, inspirieren und zeigen, dass er das Gesamte überblickt und sich trotzdem für das Wohl des Einzelnen interessiert. Prägende Voraussetzungen sind Veränderungs- (Change) und Entwicklungskompetenz (Talent), die Motivation für Innovation und nachhaltige Leistung.

Langjährige Partnerschaften

Je besser ein Interim Manager die Organisation bereits vor einem Einsatz kennt, desto schneller kann er effizient wirken. Eine schwerpunktmässige Einarbeitung kann helfen, die Strukturen, Systeme und Kultur der Organisation kennen zu lernen, um über die Jahre mit der Organisation mitzuwachsen. Auch der Einsitz in ein Führungsgremium ermöglicht neue Ideen sowie einen breiteren Blickwinkel, mit Wissen und Erfahrung «von aussen». Der gemeinsame Nenner für die Arbeit mit Profit- und Nonprofit-Organisationen ist es, mit begrenztem Mitteleinsatz nach einer maximalen Wirkung zu streben.

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Dr. Matthias Schweizer hat mehrjährige Erfahrung als Interim Manager. Im Interview spricht er über Herausforderungen, Eignung und Lösungsansätze. > INTERVIEW