Altersheime als Datenquelle

Datenauswertungen und -austausch können Alters- und Pflegeheimen Mehrwert bringen

Computerprogramme besiegen uns in Brettspielen, fahren sicherer Autos, rechnen schneller und stellen Zusammenhänge her, von denen wir nicht wussten, dass sie existieren. Sie sind nicht intuitiv, sie entscheiden nie situativ ethisch, sie handeln nicht aus, sie sind weder Sinn suchend noch streben sie nach dem Guten. Aber sie ermöglichen uns, in Gefilde vorzustossen, die auch die Welt der Alters- und Pflegebranche stark beeinflussen wird.

Während der Pandemie hat die Zusammenarbeit von Behörden, Forschenden und der Gesundheitsindustrie gezeigt, dass Kooperation funktionieren kann, insbesondere dass der Austausch von Daten und Informationen eine wichtige Rolle spielt. Digitale Datensammlungen bringen dann den grössten Mehrwert, wenn sie zu übergreifenden Lösungen führen. Ihr Geschäftsmodell umbauen muss denn auch die Alters -und Pflegebranche, will sie zukunftssicher sein. Die Herausforderungen werden immer klarer: Der Mangel an Zeit, Personal und Finanzmittel.

Datensammlung und -analyse im digitalen Raum

Wer die heutige Welt verstehen will, muss die digitale Welt verstehen, zumindest ansatzweise. Jeder verfügt über ein Smartphone und einen Laptop, aber kaum jemand weiss, was mit seinen Daten passiert. Der digitale Raum ist der Wilde Westen unserer Zeit. Die grossen Pionierfirmen haben sich riesige Territorien geschaffen. Sie nehmen zum Teil eine Monopolstellung ein, die in keinem anderen Wirtschaftsbereich toleriert würde.

Bislang gehörten die Daten von Alters- und Pflegeheimen bzw. deren Klientel ausschliesslich den Personen, deren Daten erhoben werden. Die Generierung von Daten erfolgt durch Applikationen wie z.B. die Patientenverwaltung, Personalverwaltung, Arbeitsplanung, Finanzbuchhaltung oder Überwachungsfunktionen. Mehr oder weniger integrierte Softwarelösungen bilden diese Prozesse ab und ermöglichen so ihre Steuerung und Unterstützung. Die dabei anfallenden Daten werden systematisch gesammelt und gespeichert. Diese Daten dienen in erster Linie internen Auswertungen zur Unterstützung der APH-Prozesse (Statistiken, Pläne, usw.), können aber auch mit externen Institutionen wie Spitälern oder Arztpraxen ausgetauscht werden (z.B. Patientendossiers, Untersuchungsberichte, usw.). Schliesslich ist auch die Zurverfügungstellung bestimmter Daten an Dritte zur Auswertung (Forschungszwecke, Drittanbieter) denkbar.

Diese erweiterte Digitalisierung dürfte zu grösseren Umwälzungen, in der Branche führen und das Geschäfts- wie auch das Ertragsmodell der meisten Alters- und Pflegeheime neu definieren.

Digitalisierung und Datenaustausch müssen Nutzen bringen

Hauptsächlich geht es darum, dass Alters- und Pflegeheime Drittanbietern Zugang zu ihren Datenschätzen, nämlich den Kundendaten, über sogenannte Schnittstellen ermöglichen. Man kann sich das so vorstellen, dass Technologie- und/oder Forschungspartner andocken und ihre Dienstleistungen den Heimbewohnenden auf ihren Wunsch anbieten können. Dabei erhalten sie die Möglichkeit, mit den Anbietern (direkt) in Dialog zu treten.

Für die Alters- und Pflegeheime hätte dies zur Folge, dass sie verstärkter Transparenz ausgesetzt wären und nicht mehr die alleinige Hoheit über ihre Kunden-Daten haben. Sind die eigenen Angebote nicht konkurrenzfähig, kann das Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit haben.

Zugang für Drittanbieter

Gegenwärtig ist eine grosse Zurückhaltung spürbar, eigene Daten externen Dienstleistern zur Verfügung zu stellen, selbst wenn diese Möglichkeit bereits besteht. Zudem hängt die Datenteilung vor allem davon ab, wie gut die Schnittstellen der Institutionen, deren IT-Infrastruktur meist Jahrzehnte alt ist, andockbar sind. Je grösser der Qualitäts- und Innovationsschub durch die Datenteilung wird, desto populärer wird das Datenteilen. Dies zieht wiederum neue Anbieter mit neuen Dienstleitungen an.

Die Gewohnheiten und Prozesse eines gesamten Sektors zu verändern ist kompliziert und komplex. Jedoch werden die Kosten für die Umstellung langfristig geringer sein als die Kosten für das Nichtstun.

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